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Kategorie: Presse 2005

Peter Sodann, populärer ARD-„Tatort“-Kommissar („Bruno Ehrlicher“), erfolgreicher Theaterintendant mit schwarzen Zahlen und laut Umfrage beliebtester Bürger in Sachsen-Anhalt hatte am 4.Juli 05 öffentlich erklärt, für die „Linkspartei“ in den Bundestag ziehen zu wollen. In den Stunden und Tagen darauf brach ein riesiger Druck von Seiten etablierter Parteienvertreter  in der ARD („Totales Bildschirmverbot!“) und von  privaten Medien gegen ihn los, der ihn drei Tage später zum Rückzug veranlasste. Mit dem Star-Schauspieler sprach nun sein Künstlerkollege Diether Dehm, Spitzenkandidat der „Linkspartei“ in Niedersachsen.
Diether Dehm:
Was hat deinen Ausflug in die Parteipolitik so abrupt beendet?
Peter Sodann:
Ich musste mit einem Mal erkennen: die Existenz als Schauspieler stand auf dem Spiel. Mein Verstand gewahrte plötzlich einen Druck, den mein Herz so nicht für möglich gehalten hatte. Und zuvor… na ja, da war mein Herz mit mir durchgebrannt. Und mein Herz schlägt eben links….
DD:
…plötzlich nennen sich alle wieder „links“ – die bislang als „neue Mitte“ gelten wollten….Dann hättest Du auch für die SPD oder die Grünen kandidieren können?
PS:
Da gab es auch entsprechende Anfragen. Aber: ich finde, mit dem schönen Wort sollte man nicht spielen. „Links“ heisst: gegen Krieg und Rüstung sein, heisst, die Milliarden in diesem Land gerechter verteilen zu wollen, die Konzerne und Großbanken endlich zu besteuern und damit Arbeitsplätze zu schaffen. Und „links“ heisst, mit dem Sozial-Abbau, mit diesem Hartz-Unsinn, aufzuhören. Und zu „links“ zählen auch unbedingt Bildung und Kultur, die eigentliche Grundlage gegen Dummheit, Arroganz, Neid, Terrorismus und andere Niedertracht. Und: „links“ ist auch, den 8.Mai 2005 zu feiern, wie ich das unter dem Titel „Befreit!“ mit Konstantin Wecker, Rolf Hochhuth und anderen bei Auftritten und auf einer CD  getan habe. Antifaschismus, Frieden und soziale Gerechtigkeit bilden für mich einen festen Zusammenhang.
DD:
Die DDR war auch „links“ - und da hast Du ein dreiviertel Jahr  im Stasi-Knast gesessen. Und zur „Linkspartei“ zählen ja nun mal auch SED-Nachfolger?
PS:
Die DDR war doch mehr als Knast und Stasi. Zumindest: Heimat für viele, die hier gelebt haben, sie war Theaterland, Leseland. Und das DDR-Schulsystem hätte bei der Pisa-Studie garantiert besser abgeschnitten. Ich habe dieses Land geliebt, die Idee, aber weder die Durchführung noch die Köpfe dieser Idee. Ich bleibe bei meinem Satz: „ich möchte die DDR nicht wieder haben, aber wegnehmen lasse ich mir sie auch nicht!“ Was die Genossen anbetrifft: wenn ich von mir behaupte, christlichen Grundsätzen anzuhängen, die da lauten: „wo Sünde ist, muss auch Vergebung sein“, und wenn ich diese Vergebung mit Lernfähigkeit kombiniere, dann muss ich doch auch anderen zugestehen, jetzt neuen und besseren Gedanken folgen zu wollen.  Ausserdem: wenn ich heute für die Linkspartei bin, dann für Leute wie Lothar Bisky und Gregor Gysi. Dann möchte ich auch gerne, dass ein Künstlerkollege, wie Du, in den Bundestag kommt. Und da sind auch Leute wie Oskar Lafontaine und andere, die mit Willy Brandt zusammen gearbeitet hatten. Mit denen allen lässt sich durchaus „mehr Demokratie wagen“. Deswegen finde ich es gut und richtig, dass sich viele jetzt zusammentun. Die Linke hat sich doch schon viel zu oft gegenseitig bekämpft.