http://www.rf-news.de/rfnews/aktuell/Politik/article_html/News_Item.2005-10-30.5430

Für den 29.10.05 hatte die faschistische NPD bundesweit zu einer Demonstration in Göttingen aufgerufen. Anstatt der NPD den Aufmarsch zu verbieten, gewährte ihr die Stadt Göttingen unter CDU-Oberbürgermeister Danielowski eine großzügige, kilometerlange Route, die quer durch das ganze Ostviertel und Teile der Innenstadt führen sollte. Den Gipfel setzte dann noch das Oberverwaltungsgericht Lüneburg auf, welches den Faschisten auf Antrag gestattete, ihren Aufzug auf dem Bahnhofvorplatz zu beginnen, auf dem das "Bündnis gegen Rechts" in Göttingen ein antifaschistisches Frühstück angemeldet hatte.
Es kam jedoch ganz anders, als von der NPD und ihren Helfershelfern im bürgerlich-rechten Lager geplant. Obwohl in der Stadt mehr als 4.000 Polizisten zusammengezogen wurden, konnten sie die Demonstration der NPD nicht durchsetzen. Die gerade 200 Faschisten, eskortiert von einem fünffachen Ring von Polizisten mussten ihre Route nach ca. 500 Metern abbrechen. Mehr als 3.500 Gegendemonstranten folgten dem Aufruf des "Bündnisses gegen Rechts" unter dem Motto "NPD raus - Göttingen zeigt Gesicht - gegen NPD und andere Nazis".
Neben dem gemeinsamen Demonstrationszug gab es viele dezentrale Aktionen von Antifaschisten und Anwohnern der betroffenen Straßen: Straßenblockaden, ganze Straßenzüge waren voll mit Transparenten und es gab gemeinsame Frühstücke im Freien. Zu einer weiteren Demonstration gegen die NPD hatte der ASTA der Universität Göttingen auf dem Unicampus aufgerufen. Während einer Straßenblockade auf dem Kreuzbergring wurden von Anwohner auf ca. zwei Kilometern Länge der Demonstrationsroute Berge von Sofas, Hausrat, Mülltonnen, gelbe Säcke und Holzstämme aufgebaut und angezündet. Sie brannten für mehr als eine Stunde.
Durch die Masse der Antifaschisten und die Vielzahl der Aktionen konnten die Kräfte der Polizei so zersplittert werden, dass sie nicht mehr Herr der Lage waren. Daraufhin musste die Demonstration der Faschisten, die auch unter Polizeischutz kaum vorankam, abgebrochen werden und sie wurden unter Polizeischutz aus der Stadt eskortiert.
Von Bedeutung waren auch einige der Redebeiträge auf der Kundgebung des "Bündnisses gegen Rechts". Diether Dehm von der Linkspartei zeigte in seinem Beitrag auf, dass es das Großkapital war, welches die Hitler-Faschisten an die Macht brachte. Dabei machte er auch deutlich, dass es hierzu eine Kontinuität bis heute gibt. Christoph Stoodt von der Katharinenkirche aus Frankfurt am Main, aktiver Antifaschist, zeigte sehr gut auf, dass nach Paragraph 139 des Grundgesetzes faschistische Parteien und ihre Gliederungen verboten sind und zerschlagen werden müssen. Er griff die bürgerliche Justiz an, z.B. in Form des früheren Vorsitzenden des Verfassungsgerichts, Roman Herzog, die diesen wichtigen Paragraphen im antifaschistischen Kampf abschwächen und für unbedeutend erklären.
Auch das Bündnis Montagsdemo war vertreten, verkaufte Kaffee und lud auf die Montagsdemos in Göttingen ein. Aus Wolfsburg kam ein ganzer Bus mit VW-Kollegen, um gegen die NPD zu demonstrieren. Auch aus anderen Städten in der Umgebung von Göttingen kamen viele Antifaschisten zu Unterstützung.
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