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Kategorie: Presse 2008
Mit Brecht, Eisler & Co. im vollen Saal des Gasthauses Klahn in Dannenberg in den Landtagswahlkampf
mh Hitzacker. Parteiprosa -nein danke! Diese Art Schrifttum sei zwar abend-, aber nicht saalfüllend. „Wir wollen deshalb politische Botschaften über .Linke Lieder' transportieren", kündigte Kurt Herzog, „Die Linke im We ndland"-Kandidat für den niedersächsischen Landtag, am Sonnabendabend in der Dannenberger Gaststätte Klahn an. Sie war bis zum letzten Stehplatz besetzt. Mit der Forderung „Raus mit den Männern aus dem Bundestag, aus dem Landtag, aus dem Herrenhaus!" (Text und Musik Friedrich Hollaender) setzte Johanna Voss aus Simander ein erstes politisch-emanzipatori-sches Zeichen und führte das Publikum in den Sinn des Abends ein: zu realisieren, dass „Linke Kultur" tief in der Arbeiterbewegung d.er 1920-er Jahre und in Aufständen gegen Diktaturen weltweit verwurzelt ist.
Dieter Dehm, Sänger, Schriftsteller und Mitglied des Bundestags für „Die Linke", zog geschickt die Parallelen. Zwischen Brechts „Ballade von der Judenhure Marie Sanders", dem „Deutschen Misereor" und Hanns Eislers „Die Mutter"
wurde kurz über die Grundgesetzartikel 14 und 15 („Eigentum verpflichtet") geplaudert.
Brechts Aufruf „An die Nachgeborenen" war für Dehm Anlass, den Faden wohlwollend zur
Studentenbewegung in den späten 1960-er Jahren zu spinnen. Und selbst Szenen aus dem heldenhaften Widerstand im Italien der letzten Kriegs jähre oder aus der chilenischen Freiheitsbewegung, die am 11. September 1973 blutig niedergeschlagen wurde, wurden in den Abend unter dem Motto „Linke machen Kultur" mit eingeflochten. Mit Szenenapplaus, der auch Michael Letz, dem Mann am Piano, galt, zeigten viele Zuhörer, dass sie sich ideologisch angesprochen fühlten.
Mit zwei selbst komponierten Balladen im Stil des norddeutschen Liedermachers Knut Kiesewetter führte Kurt Herzog das Publikum zurück ins Hier und Jetzt des Wendlands. In „De Elv" erzählte der Politiker von den „Flussphilistern", die aus Hannover und Berlin anreisten, in neuen Gummistiefeln durch Hitzacker wateten und Steuergelder als Hilfe für die Opfer versprachen. Und „Mok dat Muul op" war ein Aufruf unter anderem, wieder gegen die Castor-Transpprte zu demonstrieren.