Rede von Diether Dehm beim "STOPP Ramstein"-Protest am 11. Juni 2016

 

Wir leben in einer Zeit, in der die "spin doctors" zu großer Form auflaufen, die "spin doctors" in den Sprachlaboratorien. Also die, über die George Orwell geschrieben hat: "Sie nennen das Kriegsministerium Friedensministerium."

 

Und als wir gegen den Vietnamkrieg waren, da sagten sie, wir seien ANTI-AMERIKANISCH, obwohl Pete Seeger und Bob Dylan und viele andere auch gegen den Krieg ihrer eigenen Regierung gesungen haben.

 

Und wenn wir heute Netanjahu kritisieren, dann sagen sie: Ihr seid ANTI-SEMITISCH.

 

Und wenn wir den Lissabon-Vertrag der Europäischen Union kritisieren, dann sagen sie: Ihr seid ANTI-EUROPÄISCH!

 

Und wenn wir Volksfront machen, das heißt, nicht wie die übliche Linke als mobiles Umerziehungslager durch die Weltgeschichte wandeln und uns wundern, dass die stehenden Ovationen ausbleiben, und nicht jedem versuchen sein Wort im Mund rumzudrehen, sondern sagen: Außer mit Nazis arbeiten wir mit allen Demokratinnen und Demokraten zusammen, die gegen Krieg sind, dann nennen sie diese Volksfront QUERFRONT.

 

Das sind die Wortverwechslungen, mit denen sie versuchen, die Gesellschaft apathisch zu machen und stillzustellen!

 

Und auf diese Wortverdreherei, die ja nur darauf zielt, Bewegung – und Bewegen hat etwas mit Freiheit zu tun, mit wirklicher Gedankenfreiheit [dies zu verhindern, darauf richten Sie Ihre ganze Kreativität] ...

 

Übrigens, das muss man sich vorstellen: Vorhin stand hier der frühere CIA-Mitarbeiter und hat mit uns das Lied Die Gedanken sind frei gesungen. Das war schön.

 

Und ich kann mir schon den unglaublich cleveren "spin doctor" und Journalisten vorstellen, der im Umfeld bestimmter homepages einer bestimmten adligen Dame in Frankfurt am Main (ich will den Namen nicht aussprechen) dann schreibt: "Aha! Frauke Petry hat auch Die Gedanken sind frei gesungen!"

 

Ja, glaubt Ihr denn, dass wir dieser rechten Schrapnelle oder der rechten Bewegung dieses wunderschöne Lied überlassen? Nein! Nichts überlassen wir den Rechten!

 

Und deswegen streiten wir für Heimat und für unsere Heimat – auch ohne Atomraketen! Natürlich! Das ist wirkliche Heimatliebe! Nicht der Mythos, wir seien besser als andere, sondern wir wollen unser Land, so wie andere ihr Land, von Atomraketen und Atomwaffen und Drohnenstützpunkten befreien.

 

Und der Brecht hat diese Unterschiedlichkeit zwischen einer demokratischen Auffassung der eigenen Heimat und auch der Nation – und dem Nationalismus, wo man glaubt, die eigene Nation sei besser als die andere – was keine ist, was keine ist! – so schön in diesem Lied Anmut sparet nicht noch Mühe gestaltet. Dort heißt es:

Und weil wir dies Land verbessern,
Lieben und beschirmen wir’s
Und das liebste mag’s uns scheinen
So, wie andern Völkern ihrs.

 

Und genau so ist es: Das liebste mag’s uns scheinen, es ist nicht das schönste, aber das liebste mag’s uns scheinen, so, wie andern Völkern ihrs.

 

Und wenn wir mit dieser Demokratie, diesem solidarischen Begriff in die Welt gehen, dann kann das niemals Chauvinismus und Imperialismus werden, sondern dann ist das Antiimperialismus!

 

Dann werden wir uns auf diesem gemeinsamen Nenner versuchen noch viel breiter zu machen, als wir es heute schon geworden sind. In diesem Sinne: ein Lied gegen Krieg und Faschismus ...