Drucken
Kategorie: Presse 2010

Diether Dehm:

Zwei unabhängige  Journalisten haben jetzt die Erinnerung auffrischen geholfen an den Originalwortlaut meiner Antwort vorgestern Abend vor dem dritten Wahlgang auf die Journalisten“frage“, was würden Sie denn jetzt machen? Sie müssen doch jetzt Gauck wählen:

„Garnix muss ich. Wir leben heute nicht in Zeiten, wo man als Linker so Entscheidungen aufgezwungen bekommt, wie: Was würden Sie denn machen, wenn Sie nur die Wahl hätten zwischen Zuchthaus und Exil?

(Einstieg ZDF) Was würden Sie denn machen, wenn Sie die Wahl hätten zwischen Hitler oder Stalin? Was würden Sie denn machen, wenn Sie die Wahl zwischen Pest und Cholera haben? Das sind groteske und hypothetische Fragen! Warum soll ich mich zwischen etwas entscheiden, was beides Krieg und sehr viel Leid für HartzVI-Empfänger und sehr viel Leid übrigens auch für Gewerkschafter in diesem Land bedeutet? (ZDF-Ausstieg) Ich kann mich auch enthalten.“


"Auf die inquisitorische Aufforderung eines Journalisten, wir als Linke müssten uns nun doch entscheiden, habe ich gestern in einer Situation persönlicher Erregung gesagt, dass wir nicht mehr in den 20er Jahren leben, wo Linke oft vor grausame Entscheidungen gestellt waren. Gestern ging es um eine vollkommen andere Dimension und eine vollkommen andere Entscheidung, und es ist gut, dass wir uns enthalten konnten. Wenn Herr Wulff oder Herr Gauck sich von mir in die Nähe von Hitler und Stalin gerückt fühlen sollten, entschuldige ich mich ausdrücklich bei ihnen. Ich respektiere beide als Demokraten. Ich gratuliere Christian Wulff als Gewinner einer demokratischen Wahl und wünsche ihm die nötige parteipolitische Unabhängigkeit, das Grundgesetz im Notfall auch gegen die Bundesregierung in Schutz zu nehmen."

 

MdB Diether Dehm, Vorsitzender des Landesverbandes Niedersachsen der Partei DIE LINKE
Zur verständlichen Aufregung über einen vermeintlichen Vergleich erklärt der Landesvorsitzende Diether Dehm:

"Ich habe mich gegen die inquisitorische Zumutung des Springerjournalisten gestern abend gewehrt: "Sie als Linker MÜSSEN sich doch jetzt entscheiden!" Ich habe also genau das Gegenteil gesagt: Wir leben heute nicht mehr in einer Zeit, sich als Linker zwischen zwei Positionen entscheiden zu MÜSSEN, sich nicht enthalten zu dürfen. Brecht, Feuchtwanger u.a. meinten sich zwischen Hitler und Stalin entscheiden zu müssen.

Es ist heute nicht die Situation, nicht die Dimension und nicht die Tragik, wo man sich derart entscheiden muss. Ich habe also gerade einen klaren Trennstrich gezogen zwischen der Hitler-Stalin-Entscheidung damals und der Entscheidung Wulff-Gauck, die in meinen Augen nichts miteinander zu tun haben. (Das ZDF hat zwar die Aussage vorne weggekürzt, aber wenigstens noch meinen Satz gesendet: "... dies ist eine groteske und hypothetische Fragestellung"). Bei Wulff-Gauck darf man sich als Linker getrost enthalten, im Unterschied zu mancher Entscheidung linker Denker und Kämpfer in früheren Zeiten.

Bei aller scharfen Kritik an den beiden Präsidentschaftskandidaten würde ich nie auf den grotesken Gedanken verfallen, einen von beiden in die Nähe von Hitler und Stalin zu bringen. Sollten dennoch Herr Wulff oder Herr Gauck irgendwas missverstanden haben, entschuldige ich mich natürlich in aller Form."

Dr. Diether Dehm, MdB
Europapolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE.
Mittelstandspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE.