Tatort-Darsteller will politisch Farbe bekennen - PDS-Beitritt nicht vorgesehen

http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&
atype=ksArtikel&aid=1119876757884&openMenu=987490165154&called
PageId=987490165154&listid=994342720546
04. Juli 2005
Berlin/MZ.  Mit einem politischen Paukenschlag strebt der Schauspieler und Theatermacher Peter Sodann (69) auf die parlamentarische Bühne. Sodann, am Wochenende als Intendant des neuen theaters in Halle verabschiedet, erklärte gestern in Berlin seine Bereitschaft, für die sich aus PDS und Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG) neu formierende Linkspartei zum Bundestag zu kandidieren -und zwar auf Platz eins der sächsischen Landesliste. Sodann betonte in der PDS-Zentrale, er wolle "jetzt Farbe bekennen" und sich für einen höheren Stellenwert der Kulturförderung im Bundestag engagieren.
Sodanns Kandidatur wurde von der PDS-Spitze medienwirksam inszeniert. Die Partei hatte zur ersten gemeinsamen Pressekonferenz von PDS-Chef Lothar Bisky mit dem neuen Spitzenkandidaten der WASG, dem Ex-SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine, geladen. Folge: Es herrschte ein Riesenandrang in einem viel zu kleinen Raum. Kurz nachdem Bisky und Lafontaine erste Stellungnahmen abgegeben hatten, betrat Sodann als Überraschungsgast den Raum, sodass erneut Blitzlicht-Gewitter und hektisches Gerangel der Kamera-Leute einsetzten.
Bisky begrüßte den ostdeutschen Künstler mit einem Wortspiel: "Sachsen kann diesmal Ehrlicher wählen." Sodann ist durch seine Rolle als TV-Kommissar "Bruno Ehrlicher" in der Serie "Tatort" bundesweit bekannt geworden. Zur Begründung seines Wechsels in die Politik sagte Sodann, er habe sich "immer als politisch denkender Mensch" verstanden. Falls er nun Freunde verlieren sollte, "dann waren's keine". Er fügte hinzu: "Vielleicht aber finde ich jetzt neue Freunde." Sodann unterstrich, er wolle parteilos bleiben. Drei PDS-Politiker - Bisky, Gregor Gysi und Ex-PDS-Vize Diether Dehm - hätten vorab mit ihm Gespräche geführt und ihn um die Spitzenkandidatur in Sachsen gebeten. Auch in früheren Wahlen hatte sich die PDS um "Aushängeschilder" auf dem Gebiet der Kultur bemüht. So kandidierte 1994 der Schriftsteller Stefan Heym, 2002 der Publizist Florian Havemann für die PDS.
Bei den allgemein am 18. September erwarteten Bundestagswahlen zeichnet sich womöglich ein größeres Unterstützer-Potenzial für die Linke ab. Unter anderem haben Liedermacher Konstantin Wecker und Schriftstellerin Daniela Dahn angekündigt, zur Wahl des Linksbündnisses aufzurufen. Bisky äußerte sich zuversichtlich, dass die Umbenennung der PDS in "Die Linkspartei." beim Sonderparteitag in knapp zwei Wochen gelingt. Danach wollen ostdeutsche Landesverbände die Bezeichnung PDS an "Die Linkspartei." als Namenszusatz anhängen, die West-Verbände aber darauf verzichten. Nach dem Sonderparteitag vom 17. Juli beginnt die Aufstellung der Landeslisten. Dann will die umbenannte Partei "offene Listen" zusammenstellen, also Parteilose wie Sodann oder Mitglieder der "Wahlalternative" wie Lafontaine auf den Landeslisten absichern. Bislang gibt es keine Zusagen darüber, wie viele Kandidaten ohne PDS-Herkunft durch dieses "Huckepack-Verfahren" Chancen zum Sprung in den Bundestag bekommen.