Wolfgang Hübner im Neuen Deutschland vom 19. Mai 2009
Ich habe Liebich nicht vorzuwerfen, dass er sich im innerparteilichen Streit für Sylvia-Yvonne Kaufmann eingesetzt hatte. Aber wie und dass er breit in der Presse die Werbetrommel gerührt hat, nach und gegen den breit in der Partei diskutierten Vorschlag des Bundesausschusses, nach und gegen andere demokratische Parteigremien, nach und gegen den Vorschlag der Genossen Gysi, Bisky und Lafontaine! Das habe ich als illoyal kritisiert. Der Vorstoß von Stefan Liebich reihte sich ja ein in das wiederholte Vorgehen von Kritikern der Bundespartei, nicht die eigene Meinung in demokratischen Diskursen den Institutionen der Partei zu unterbreiten, sondern den "Spiegel" und andere gegnerische Medien zur Beförderung zu nutzen. Und ich habe S. Liebich nahe gelegt, einmal darüber nachzudenken, was passiert wäre, hätte er mit seinem Vorstoß Erfolg gehabt. Zu Recht, denke ich.

Im Übrigen bleibe ich dabei: Auch wegen der wüsten Polemik der "neuen Sozialdemokratin" Kaufmann für ihren "Friedenspolitiker" Steinmeier und gegen die Europapolitik unserer Partei wäre bis zum 7. Juni ein verstärkter Wahlkampf für unsere Politik und gegen den neoliberalen Vertrag von Lissabon wünschenswert. Besonders im Berliner Landesverband und dort im FDS, wo früher für angebliche Vorzüge des Vertrags von Lissabon in gegnerischen Medien geworben wurde.

Mich in die Nähe der Praxis von DDR-Behörden und der SED, von Republikflucht, Denunziation und Angstmache zu stellen, ist -- zurückhaltend formuliert -- unredlich. Ich habe zu Zeiten, in denen es Republikflucht in der DDR gab, in der SPD für die Durchlässigkeit der Mauer gestritten. Für meine Vergangenheit kann ich da guten Gewissens stehen. Es bleibt dem ND überlassen, sich dem untauglichen Versuch der Kapitalmedien im Jahr 2009, aktuelle Konflikte in der Linken in die DDR-Geschichte zu projizieren, anzuschließen. Den "Politkommissar" mögen sich andere anziehen

Dr. Diether Dehm

Quelle des Artikels von Wolfgang Hübner
http://www.neues-deutschland.de/artikel/149077.unter-genossen.html