„Die Bedrohung ist real, und es bleibt nur noch wenig Zeit. Im Bulletin der Atomwissenschaftler wurden die Zeiger der Atomkriegsuhr nicht leichtfertig oder grundlos vorgerückt. Die Uhr zeigt jetzt drei Minuten vor 12, weil die international führenden Politiker ihre wichtigste Pflicht – die Sicherung und Bewahrung der Überlebensfähigkeit der menschlichen Zivilisation – nicht erfüllen"

Felicity Arbuthnot schreibt in Gobal Research vom 24. Januar 2015:

 

 

Als Barack Hussein Obama am 10. Dezember 2009 der Friedensnobelpreis verliehen wurde, war er erst knapp zehn Monate Präsident und wurde trotzdem schon "für seine außergewöhnlichen Bemühungen um die Stärkung der internationalen Diplomatie und der Zusammenarbeit zwischen den Völkern" ausgezeichnet.

 

Das Nobelpreiskomitee maß dabei "Obamas Vision von einer Welt ohne Atomwaffen besondere Bedeutung zu". ... Als Präsident habe er "ein neues Klima in der internationalen Politik geschaffen".

 

"Nur sehr selten hat eine Person im gleichen Ausmaß wie Obama die Aufmerksamkeit der Welt erregt und den Menschen Hoffnung auf eine bessere Zukunft gegeben."

 

In seiner Verleihungsrede sagte Thorbjørn Jagland, der Vorsitzende des Nobelpreiskomitees, Obama bemühe sich seit Beginn seiner Präsidentschaft darum, Konfrontationen abzubauen, und es sei ihm bereits gelungen, "die Temperatur in der Welt abzusenken".

 

In seiner Dankesrede stellte Präsident Obama fest: "Unser Handeln ist wichtig, weil es die Geschichte auf Gerechtigkeit ausrichten kann."

 

Er ging auch auf den Strategic Arms Reduction Treaty / START ein und versicherte: "Er ist ein Kernstück meiner Außenpolitik. Und ich arbeite mit dem (russischen) Präsidenten Medwedew an der Reduzierung des Atomwaffenarsenals der USA und Russlands."

 

Unter großem Beifall forderte er zum Schluss: "Lassen Sie uns gemeinsam nach einer Welt streben, wie sie eigentlich sein sollte – geprägt von dem göttlichen Funken, den wir alle noch in unserer Seele spüren."

 

Seither zeugen die unzähligen Massengräber, in denen die Opfer der Außenpolitik Obamas verscharrt wurden, von der Heuchelei und der Unaufrichtigkeit, die seine am 113. Todestag Alfred Nobels im Osloer Rathaus gehaltene Rede kennzeichneten; dabei hatte der Stifter in seinem Testament festgelegt, der Friedensnobelpreis solle verliehen werden "an denjenigen, der am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt hat".

 

Der Gulag Guantanamo besteht immer noch, das jetzt von Milizen terrorisierte Libyen liegt in Ruinen, US-Soldaten sind in den Irak zurückgekehrt, und die USA und ihre Verbündeten haben schon wieder mehr als 2.000 Bombenangriffe auf Ziele im Irak geflogen. Die Obama-Administration betreibt den Sturz des syrischen Präsidenten Assad, trainiert die Enthaupter und Massenmörder in der "gemäßigten" syrischen Opposition, die innere Organe von getöteten Gegnern verspeisen, und der angeblich vollständige Abzug aus Afghanistan findet überhaupt nicht statt.

 

Die Ukraine droht nach dem von den USA mit 5 Milliarden Dollar eingefädelten Staatsstreich zu verbluten, aber Russland wird dafür verantwortlich gemacht und mit Sanktionen belegt. Es fühlt sich zu Recht bedroht und beginnt wieder aufzurüsten. Nicht nur der Kalte Krieg ist zurückgekehrt, die Flammen beginnen bereits zu züngeln.

 

Im März 2013 war bei STRATFOR zu lesen: "Von unfähigen Politikern, einer verantwortungslosen Elite und kritiklosen Medien getrieben, schlittert Washington in einen neuen Kalten Krieg mit Moskau." Diese starken Worte sind ein Zitat aus einem Artikel, den Professor Stephen Cohen im Januar in dem Magazin The Nation veröffentlicht hat. Er ist ein einsamer Rufer im akademischen Establishment der USA mit unpopulären Ansichten. Seit mehreren Jahren warnt er davor, dass die sich schnell verschlechternden Beziehungen zwischen den USA und Russland zu einer neuen Periode anhaltender politischer und militärischer Spannungen zwischen den beiden Mächten führen werden.

 

Bei der im Bulletin der Atomwissenschaftler jährlich vorgenommenen Einstellung der Atomkriegsuhr wurden die Zeiger am 22. Januar um zwei Minuten auf drei Minuten vor 12 vorgestellt – das erste Mal seit dem Ende des Kalten Kriegs und dreißig Jahre nach der letzten Zeitkorrektur im Jahr 1984. Die erfolgte damals unter der Präsidentschaft Ronald Reagans, der Grenada überfallen, Libyen bombardieren und den Iran-Contra-Deal abwickeln ließ.

 

1984 war in dem Bulletin der Atomwissenschaftler zu lesen: "Die Beziehungen zwischen den USA und der Sowjetunion sind auf einen eisigen Tiefpunkt abgesunken. Die Kommunikationskanäle wurden verengt oder ganz geschlossen; die Kontakte wurden eingeschränkt oder gekappt. Und die Rüstungskontrollverhandlungen werden nur noch zu Propagandazwecken weitergeführt." Das klingt vertraut.

 

Gestern haben die Atomwissenschaftler festgestellt:
"Im Vergleich zum Jahr 2014 und in Anbetracht der für die Menschheit äußerst bedrohlichen Weltlage mussten die Atomwissenschaftler heute – mehr als fünfundzwanzig Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges – in ihrem Bulletin die Zeiger der Atomkriegsuhr wieder um zwei Minuten auf drei Minuten vor 12 vorstellen."

 

Und weiter:
"Die Bemühungen, die Atomwaffenarsenale der Welt zu verkleinern, sind ins Stocken geraten. Der Abrüstungsprozess wurde abgebrochen; in den USA und in Russland sind Programme zur grundlegenden Modernisierung der Atomwaffen-Triade (bestehend aus Atombombern, Atomunterseebooten und Atomraketen) angelaufen. Damit werden alle bestehenden Atomwaffenverträge ausgehebelt und die anderen Atomwaffenstaaten dazu animiert, diesen teuren und äußerst gefährlichen Modernisierungswahnsinn mitzumachen."

 

Es geht aber nicht nur um den atomaren Albtraum:
"Wegen der Versäumnisse bei der weltweiten Reduzierung der Treibhausgase droht eine globale Klimakatastrophe. Sogar ein so genannter "eingeschränkter Einsatz" von Atomwaffen würde unzählige Opfer fordern und unkalkulierbare Folgen für die Umwelt haben. Wir beschwören die führenden Politiker der Welt, sofort koordinierte Maßnahmen zu ergreifen, um die globale Emission von Treibhausgasen, besonders von Kohlendioxyd, drastisch zu reduzieren und die Atomwaffenarsenale zu verkleinern."

 

Der für das Bulletin der Atomwissenschaftler verantwortliche Ausschuss, der von 17 Nobelpreisträgern unterstützt wird, drängt:
"Bürger der Welt, fordert eure führenden Politiker zum Handeln auf. Die ganze Menschheit ist bedroht. Deshalb muss die Menschheit eingreifen, so lange noch Zeit dazu ist."

 

Die Atomkriegsuhr gibt es seit 1947; als allgemein anerkannter Indikator warnt sie die Weltbevölkerung vor den Katastrophen eines Atomkrieges und des Klimawandels und neuen lebensbedrohenden Technologien.

 

Der Ausschuss betont, die Katastrophen seien nur noch durch sofortiges Handeln abzuwenden. Es dürfe keine Zeit mehr verloren werden. Priorität haben für ihn:
- Maßnahmen zur Begrenzung der Treibhausgas-Emissionen auf ein Niveau, das den durchschnittlichen globalen Temperaturanstieg auf 2 Grad Celsius über dem vorindustriellen Wert begrenzt,
- eine drastische Begrenzung der für die Modernisierung des Atomwaffenarsenals vorgesehenen Ausgaben,
- die Fortsetzung des Abrüstungsprozesses mit der Verpflichtung zu (nachprüfbaren) Ergebnissen zu kommen,
- die Lösung der Probleme mit dem radioaktiven Abfall.

 

Wenn Präsident Obama das Bulletin liest, sich mit dessen kenntnisreichen Verfassern berät, deren Vorschläge nutzt, um weltweit Brücken zu bauen, statt sie einzureißen, bleibt ihm in den letzten 22 Monaten seiner Präsidentschaft noch genügend Zeit, sich den bereits verliehenen Friedensnobelpreis doch noch zu verdienen. Wir können nur inständig hoffen, dass er die Ankündigung in seiner Dankesrede wahrmacht und "die Geschichte auf mehr Gerechtigkeit ausrichtet".

 

(Übersetzt von http://www.luftpost-kl.de)