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Kategorie: Presse 2005
http://www.bundestag.de/blickpunkt/103_Parlament/0507/0507004.html
Freitag, 09.12.2005

Rollenwechsel im Bundestag

Wenn der Wähler gesprochen hat, geht beim Bundestag alles auf Anfang. Immer ändert sich die Zusammensetzung, meistens das Kräfteverhältnis, und manchmal verändert sich noch viel mehr. Die Wählerinnen und Wähler sorgen für sichtbaren Wandel. So auch dieses Mal. Minister verlassen die Regierungsbank und werden „Hinterbänkler“, eine Oppositionsfraktion wird zur stärksten Kraft, ein ehemaliger Vizepräsident wird Präsident des Deutschen Bundestages. Zudem sind Abgeordnete ins Parlament eingezogen, die vorher beruflich auf ganz anderen Feldern jenseits der Politik aktiv waren. Der neue Bundestag startet unter dem Vorzeichen des Rollenwechsels.
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Liedermacher, Schriftsteller ? und nun Abgeordneter. Diether Dehm
(Die Linke.) ist in verschiedenen Rollen zu Hause.
Er ist Autor, Liedermacher – und nun Abgeordneter. Aber Jörg-Diether Dehm-Desoi, der für die Die Linke. in den Bundestag einzog, hat noch einen weiteren Vergleich. Vor mehr als einem Jahrzehnt kam er schon einmal ins Parlament, als SPD-Abgeordneter. Der Rollenwechsel jetzt ist für ihn jedoch völlig anders: „Damals bin ich in fertige Strukturen nachgerückt, diesmal fange ich sozusagen freihändig an.“ Noch ist sich Dehm nicht sicher, ob der Rollenwechsel gelingt, ja, ob er ihn so radikal überhaupt will.
Die meisten Künstler vor ihm hätten es im Bundestag nicht so lange durchgehalten. Seine Vermutung: Die Politik verhunze die Sprache, lasse Künstlern nicht genügend Raum zur Entfaltung. Dehm nimmt sich deshalb vor, für sich selbst „energische Grenzlinien zu ziehen“. Dehm will „durchhalten“ und gleichzeitig künstlerisch tätig sein, etwa weiterhin gemeinsam mit „Tatort-Kommissar“ Peter Sodann und Liedermacher Konstantin Wecker an monatlichen Literaturproduktionen für Hörbücher und Radiostationen arbeiten. Und den Roman über die Innenansichten der Sozialdemokratie anhand einer Liebesgeschichte will er auch fertig bekommen. „Für mich ist das Schreiben auch eine gewisse therapeutische Schutzmaßnahme gegen bestimmte Formen des Parteichinesisch.“
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