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Kategorie: Presse 2009
dietherdehm_aufkleber_090624_550Das Magazin hat wieder einmal gelogen: Zwei Abgeordnete der Linkspartei bemühen jetzt die Justiz. Ein Gespräch mit Diether Dehm
* Diether Dehm ist Landesvorsitzender der Linkspartei in Niedersachsen sowie europapolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion von Die Linke
junge Welt vom 09.09.2009

Der Spiegel hat sich in seiner jüngsten Ausgabe intensiv mit der Partei Die Linke befaßt, u.a. auch mit Ihnen. Wie die junge Welt schon am Dienstag berichtete, ist vieles an der Titelstory schlichtweg falsch – Ihre Fraktionskollegin Ulla Jelpke will jetzt presserechtlich dagegen vorgehen. Stimmen denn wenigstens die Aussagen des Spiegels über Sie?
Auch ich werde gegen ihn klagen. Die mir in den Mund gelegten Worte habe ich nicht gesagt, den Rest wird dann das Berliner Pressegericht zu entscheiden haben. Mein Freund und Mitarbeiter Klaus Höpcke, der frühere stellvertretende Kulturminister der DDR, wird ebenfalls vor Gericht gehen – es ist eine Unverschämtheit, ihm zu unterstellen, er habe den Schauspieler Peter Sodann in den Knast gebracht. Der sieht das übrigens auch so.

In den Verrissen des Spiegels über die Linkspartei spielt immer wieder dessen Parlamentskorrespondent Markus Deggerich eine Rolle; er ist auch mitverantwortlich für besagte Titelstory. Kennen Sie ihn persönlich? Haben Sie ihn wegen seiner Falschinformationen schon mal zur Rede gestellt?
Ich habe mehrfach mit ihm gesprochen. Er kennt meine Auffassung, daß der Spiegel zum Bundesnachrichtendienst (BND) ein ähnliches Verhältnis hat wie die Sinn-Fein-Partei in Irland zur IRA. Der Friedensforscher Erich Schmidt-Eenboom hat in seinem Buch »Geheimdienst, Politik und Medien: Meinungsmache Undercover« detailliert dargestellt, wie der BND seit den 50er Jahren die gesamte linksliberale Presse in Deutschland versucht hat, sich geschmeidig zu machen: Spiegel, Focus, Die Zeit, Frankfurter Rundschau, Berliner Zeitung usw. Der Geheimdienst hat besonders in den Medien, die eine progressive Massenleserschaft haben, seine Trojaner eingesetzt mit dem Ziel, zu desorientieren und antikommunistisch zu spalten. Das bestätigt auch Frances Stonor Saunders in dem Buch »Wer die Zeche zahlt«. Es gibt in den meisten früher linken Medien mittlerweile keinen Journalisten mehr, der wie Eckart Spoo bei der Frankfurter Rundschau ein offenes Ohr für Gewerkschafter, Politiker der Linken oder Vertreter antimilitaristischer Initiativen hat. Die anderen wurden mittlerweile alle herausgesäubert.

Ich lasse mich gerne als Verschwörungstheoretiker bezeichnen. Warum sollten reale Verschwörungen weniger werden, wenn es darüber Theorien gibt? Wahrscheinlich sind es etwa 800 BND-Agenten, die in den Medien zur Bekämpfung linker Strömungen angesetzt sind. Hinzu kommt, daß nahezu jeder Redakteur schon beim Einstellungsgespräch eines Verlagskonzerns weiß, daß von ihm ein bestimmtes Maß an Militarismus und Neoliberalismus erwartet wird. Man muß sich dann schon nach dem Futterkorb strecken und der hängt im Arbeitgeber-Mainstream. Es gibt nicht allzu viele Arbeitsplätze für politische Redakteure. Weder die Kriege der letzten Zeit noch die jetzige Wirtschaftskrise wären ohnediese Schreibtischtäter möglich gewesen.

Ist der Eindruck richtig, daß die Linkspartei jetzt offensiver gegen Diffamierungen der Medien vorgeht?
Ich werde mitunter als schräges Fabeltier angesehen, weil ichimmer gesagt habe, daß ein Teil der Medien »Schild undSchwert« des großen Kapitals sind. So muß manauch mit ihnen umgehen wenn sie uns feindselig behandeln,braucht man ihnen nicht auch noch in den Arsch zu kriechen.

Wir brauchen eine perfekte Medienarbeit. Man muß aucheinzelnen Journalisten-  besonders der Regionalpresse! - immer die Gelegenheit geben, mit uns vertrauensvoll
zusammenzuarbeiten. Man muß aber auch wissen, daß es etwa beim Spiegel, der Bild-Zeitung oder der Welt keine Chance auf faire Behandlung gibt, solange wir nicht massiv stärker werden. Sie alle wollen uns kleinschreiben und spalten. Deggerich ist übrigens auswechselbar, sein Vorgänger war kein Deut besser.

Seit Deggerich ist unser niedersächsischer Aufkleber für den Wahlkampf immer vergriffen, er muß nachgedruckt werden. Darauf steht: »Finanzhaie, Bild und Spiegel quälen - Liste 5, Die Linke wählen«.