Hier können Sie die "TV-Kritik: Maischberger zu Christian Wulff" lesen

Sehr geehrter Herr Hanfeld, sehr geehrte Feuilleton-Redaktion,

vielen Dank für Ihre faire Berichterstattung über die Maischberger-Sendung vom 12.1.: "nicht ohne Bravour" - und sowas von der FAZ! - ist schon ein anspornendes Kompliment.

In einer Winzigkeit jedoch muss ich korrigieren: ich hatte in dem Talk nicht "für ein parteiübergreifendes Bündnis für Mitgefühl" geworben. Sowas bliebe zu nebulös. Nein, ich hatte gesagt: "für die Unschuldsvermutung". Es geht mir schon um Tatsachen. Und gegen Menschenopferei in Wirtschaftskrisen auf schwarzbraun brodelnden Stammtischen, dann, wenn falsche Tatsachenbehauptung allzu jagdgeil gegen Schwächere (und am Boden Liegende, wobei dies Sozialempfängerinnen und Bundespräsidenten sein können, wie wir jetzt gelernt haben), abgeschossen werden! Dann sollten sich Abgeordnete und Funktionsträger jeweils gegnerischer Parteien schützend vor den angegriffenen Andersdenkenden stellen.

Eine solche parteiübergreifende Stiftung pro Unschuldsvermutung und Gewaltenteilung als Kern eines demokratischen Rechtsstaats hielte ich nicht nur für eine Errungenschaft in der Jetztzeit.

In Anbetracht der früher zweifelhaften, trotzgeladenen Bekundungen der Arbeiterbewegung in Bezug auf den bürgerlichen Staat, diesen im Sozialismus "zu zerschlagen, bzw. absterben zu lassen", wäre eine perspektivische Neudefinition in unseren Breitengraden von Nöten: als Erbin der großen Revolution von 1789 wird in künftig demokratisch-revolutionären Prozessen die Arbeiterklasse den bürgerlichen Rechtsstaat zu verteidigen und weiter zu entfalten haben - so wie die bürgerlich humanen Künste.

Mit freundlichen Grüßen
Diether Dehm