Besprechung über ein Buch hinaus

Bernd Riexingers "Neue Klassenpolitik" erschien 2018 im VSA-Verlag. Doch der Untertitel "Solidarität der Vielen statt Herrschaft der Wenigen" wird dem Buch gerechter. Wer Beispiele in der Vergangenheit des erfolgreichen Gewerkschaftsvorsitzenden - nicht nur in dessen Stuttgarter Raum - erfahren will, hat die 14,80 Euro gut angelegt. Die Summe seiner Berichte aus gewerkschaftlichen Einzelkämpfen, soziologische Tabellen und empirisch begründete Einschätzungen machen das Buch durchaus lesenswert.

Großen Dank für die Veröffentlichung (von Widerspruch und Dialektik) und für die Brillanz an den Autor Wolfgang Fritz Haug. Allerdings sitzt sein Brillant noch locker in der historischen Fassung, solange auf den zwei jW-Seiten von der Produktivkraftentwicklung keinerlei konkretisierende Rede ist. Denn auch das Verhältnis des empirischen (tradeunistischen) zum entfalteten ("revolutionären") Klassenbewusstsein unterliegt der Materialität von Geschichte. Das eine mehrt und nährt sich aus dem anderen, und das andere drängt das eine zu inneren Widersprüchen – und damit zu neuen theoretischen Qualitäten. Werktätiges Alltagsbewusstsein basiert zunächst organisch – außer auf religiösen, nationalen, politisch-organisierenden und anderen Einflüssen – auf industrieller Technikentwicklung. Und auf nationalen Erfolgen und Rückschlägen im Lohnkampf.

Lieber Harald,

Du schreibst, dass ich Deinen Text unbedingt lesen sollte und erinnerst dazu liebevoll zwar an unsere gemeinsamen Jahre bei den marxistischen Jusos (nebst "Herforder Thesen"). Schreibst dann aber, es sei eine Intrige, wenn ich spöttisch über Intrigen schreibe (oder über Riexingers Spiegelfechten gegen Sahras Sammlung).

Ein Sammlungseffekt

Riex‘ Linksruck und SAV
Bieten der Zeitung
Sahra zu strafen

Die Schäfer bangen 
Mit Wölfen um Leitung
Und 17 Schäfer rufen nach 16 Schafen

 

 

Gestern las ich meines Parteivorsitzenden neuerliche Schlauheit ... Da fielen mir frühere Gewitztheiten ein.

1.
Gestern las ich meines Parteivorsitzenden neuerliche Schlauheit, er bräuchte keine Sammlungsbewegung, denn er selbst sei ja bereits "gesammelt".

Im Freizeitheim Linden, Hannover, kamen am 6. Mai Agnes Hasenjäger, Egon Krenz, Diether Dehm und Ulrich Sander mit mehr als 50 Interessierten zusammen. Hintergrundinformationen zu den Tagen im November 1989 und spätere Lehren. Aber auch im Heute entschieden: "Ich sage immer, lieber einen verordneten Antifaschismus als einen einen geduldeten Neofaschismus!" (Egon Krenz)

Wolf Biermann hatte einst den Dichter und DDR-Minister Johannes R. Becher verhöhnt, die lyrischen Musen hätten ihn im Staatsamt verlassen. Seit der Stachel des Ex-Staatsfeinds Biermann dann selbst von erektiler Dysfunktion befallen und ihm jahrzehntelang keine starke Zeile mehr gelungen war, schlüpft dieser wieder ins markterprobte Opfergewand, als Staatsfeind wenigstens posthum: Mordanschläge der Stasi, abgehörte Telefone, Liebeskuppeleien und die ganzen anderen Schikanen "gingen im Westen lückenlos weiter" ("Warte nicht auf bessere Zeiten", Propyläen 2016, S.474).