Das Schnodderige war sein Rollengeschick. In unserer Zusammenarbeit sprach er immer wieder von seinem Vater, Heinrich George. Den hat er geliebt, aber antithetisch. Darum wollte Götz athletisch bleiben - nie übergewichtig, wie sein Vater. Schnoddrig - nie theatralisch, wie zuweilen Heinrich. Darum lieferte der große Sohn den groben Alltag und nichts "Hehres", wie sein großer Vater. Götz tat wenig für höhere Weihen. Und Großkapital mochte er auch nicht. Ich erinnere mich dran, wie er bei "Faust auf Faust" auf der Zeile insistierte: "Hinter Kohlenpottkulissen / wäscht Kohle manche Weste weiß".

 

now that youre gone

Als er den Krefelder-Appell gegen US-Atomraketen unterschrieb, manch linkssubversive Versatzstücke in Schimanski-Dialoge schmuggelte, als er mit Willy Brandt und Senta Berger den Antikriegstext "Das weiche Wasser bricht den Stein" für die Schallplatte aufnahm, tat er's als jener konsistente Linksdemokrat – den er bei seinem Vater trotzig und traurig betonte, trotz dessen anderer Kollaborationen.

 

Götz George ist einer der bedeutendsten Charakterschauspieler. Auch, weil die Trennung "ernste Kunst versus Unterhaltung" für ihn nur ein Spuk war. Und nicht nur, weil er die alten klassischen Rollen aus der Hüfte beherrschte. Sondern auch, weil er den "Schimanski" klassisch gemacht hat.

 

Diether Dehm