In der Ankunftshalle des Düsseldorfer Flughafens, von wo wir lostingelten, ahnte damals niemand, dass ohne diesen hageren Holzfäller mit dem altmodischen Koffer, weder Disneys König der Löwen jemals „The lion sleeps tonight“, noch deutsche Volksmusikstadler „Guantanamera“ geschunkelt hätten. Das war jetzt genau vor 28 Jahren. Später besuchte ich ihn

in der Waldhütte über dem Hudson, die er vor 60 Jahren selbst gezimmert hatte. Er hatte mein Friedenslied vom „Weichen Wasser“ übersetzt: „No rock could stand the waterfall“. Jede Zeile stets handgeschrieben. Denn da gabs keinen Schreibautomat, keine goldene Platten an der Wand. Und zur Toilette ging`s über die Lichtung mit dem gehackten Brennholz. Gegenentwurf zum Stechen und Bestechen der Show&Polit-Kaste.

 

 

„Auftritte bekam ich lange nur noch nur bei den kleinen Gewerkschaften ohne Geheimdiensteinfluss“, erzählte er. „Einfach leben half überleben: Kein Schmuck – kein Druck.“ Einfach? In den Vierzigern sang er für die „Popular Front“ von Orson Wells. Für deren linke Ziele gabs Zustimmung mit weit über 60 %. Dann kam die antikommunistische Säuberungswelle unter Senator McCarthy. Die brachte Pete 20 Jahre Zensur ein und ein Jahr Haft - und Charlie Chaplin die US-Ausbürgerung. Um darüber an einem Stück zu arbeiten, habe ich ihn mit meinem Mitautor Manfred Maurenbrecher besucht. „Ja, ich wurde KP-Mitglied, etwas früher als Nelson Mandela. Auch ich lernte die Bibel, Prediger 1, 3-8, Vergebung.“ Dann sang er los, den Welthit: "to everything: Turn Turn Turn“. Wie Mandela sagte er sich nie los von links. Andere konvertierten mit theatralischer Hysterie, verpfiffen Ideale und Freunde. Er passte sich nicht an nach oben, sondern sang Versöhnung von unten, Songs zum Streiken und Mitsingen, das Einfache, das schwer zu machen ist, populär, nie populistisch. Als Obama seinen Sieg feierte. Als er sich 92jährig auf das klirrendkalte Wallstreet-Pflaster zu den Occupy-Protestierern setzte. Aber denen, die für ihre Kriegsprofite menschelnde Vereinfachung in Auftrag geben, dürfte er auch weiterhin Schwierigkeiten machen.

 

Diether Dehm