MB 5 21Der Faschismus »an der Staatsmacht ist die offene terroristische Diktatur der am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals«, so Dimitroff beim VII. Weltkongress.

››Völkisch« - das klang unten mit dem Jammern übers »Volk ohne Raum« ganz anders als ››oben<< mit den smarten Investitionsplänen des deutschen Imperialismus. Diese zielten auf eurozentristische Autarkie.
Durchkalkuliert vom damaligen Auslandschef der Deutschen Bank, Hermann Josef Abs, vor Reichswirtschaftsführern am 17.7.1941:

»Zur Gewinnung eines richtigen Standpunkts ist davon auszugehen, daß Deutschland nach dem Krieg Europa beherrscht«

Bürgerliche Faschismus-Forscher haben stets versucht, das Kapital vom Faschismus freizusprechen.

In meinem Beitrag  stelle ich fest: In der Linken aber werden bis heute sogar die Risse zwischen den Faschismus forcierenden Monopolen und Faschismus-gegnerischen Unternehmen übersehen oder als
››Querfront« angegiftet.  

Diskussionsbeitrag von Diether Dehm

Wo H. P. Brenners wichtiger Beitrag (MB 4/21; S. 269)

Dimitroff beim VII. Weltkongress zitiert,
der Faschismus »an der Staatsmacht ist die
offene terroristische Diktatur der am meisten
imperialistischen Elemente des Finanzkapitals«,

muss weitergedacht werden: nach unten zur
subjektiven Massenbasis. Allerdings ohne je dies
von seinem objektiven Wesen loszuschneiden!  


Dimitroff: Staatsmacht und Basis
Wenn Nachrichtensprecher:innen uns Sozialisten
treffen wollen mit der Faschistenbezeichnung
››die Nationalsozialisten« (ohne jedes
Apostrophieren!), dann ist das, als würden
sie das Nazi-Wording für Zyklon B als
»Läuse-Vernichtungsmittel« übernehmen.
Die deutschen Faschisten waren zu keiner
Sekunde »national, sozialistisch« oder gar eine
Arbeiterpartei. Sie hinterließen die Nation als
Trümmerhaufen, mordeten Sozialist:innen
und agierten fürs Großkapital. Wir jedenfalls
sollten allenfalls sprechen von: ›>Faschisten,
die sich Nationalsozialisten nannten«.


Die Faschisten waren auch nicht in einem
jederzeit kündbaren Bündnis mit Krupp &Co
»auf Augenhöhe«, sondern vom imperialistischsten
Monopolkapital delegiert - und zwar mit einem Mandat,
dessen Gebundenheit durch das totale System und - im Fall
einer Staatskrise - durch das gesamte Kapital
garantiert worden wäre. Aber: warum blickte
die Massenbasis nicht durch?


Wer den Faschismus »oben« analysieren
will, darf ihn nicht an seinen Blendungen
››nach unten« für bare Münze nehmen: weder
dessen rote Fahne noch dessen Feiertag 1. Mai
mit umgefriemelten Arbeiterliedern, Revolutionsgefasel,
noch andere Re-Inszenierungen
revolutionärer Bewegungen, die die Nazis
nach demokratischen Niederlagen angesaugt
hatten. Zwar korrespondieren Wesen und Erscheinung,
aber dialektisch: sie sind nie identisch. So wenig,
wie sich Ackererde in einer daraus wachsenden Frucht
findet, findet sich die Ideologie der SA im Regierungshandeln
der Faschisten - und umgekehrt.


››Völkisch« - das klang unten mit dem Jammern
übers »Volk ohne Raum« ganz anders als ››oben<<
mit den smarten Investitionsplänen des deutschen
Imperialismus. Diese zielten auf eurozentristische Autarkie.
Durchkalkuliert vom damaligen Auslandschef
der Deutschen Bank, Hermann Josef Abs, vor
Reichswirtschaftsführern am 17.7.1941:

»Zur Gewinnung eines richtigen Standpunkts
ist davon auszugehen, daß Deutschland nach
dem Krieg Europa beherrscht«

(Europa-Strategien des deutschen Kapitals 1900-1945;
Reinhard Opitz, Pahl-Rugenstein 1994)
Zwischen »Volk ohne Raum« und »deutscher Konzernmacht«
dominieren zwar Widersprüche, aber sie korrespondieren
auch miteinander.
››Ein Unterschied zwischen dem
Subjektiven und dem Objektiven besteht,
ABER AUCH ER HAT SEINE GRENZEN
Die Objektivität des Allgemeinen im Einzelnen und
im Besonderen zu negieren, ist unmöglich.«
(Lenin, Philosophischer Nachlaß, Werke,
Band 38, S. 90, 168)


Der Faschismus konnte sich nach den
Röhm/Strasser-Morden ››unten« als braver
Restaurateur der deutschen Familie zeigen.
Um noch wirkmächtiger von ››0ben« Angriffe
auf osteuropäische Energie- und Menschenmassen,
innerdeutsch Pressungen der Löhne auf Krisenniveau
und damit vollständige Atomisierung aller bisherigen
Arbeiter-Organisationen, zu realisieren. Die Oberen
hatten polnische und sowjetische Kapitalrendite vor
Augen und - alles Verschwörungstheorien? -
den Unteren servierten sie ››Sender Gleiwitz«.
Die ewigen Vorkriegslügen.

Bonapartismustheorie:
nichtkapitalistischer Faschismus?
Bürgerliche Faschismus-Forscher haben stets
versucht, das Kapital vom Faschismus freizu-
sprechen. Dazu mussten sie die Massenbasis
zum Regime hochwuchten. Sie deuteten dazu
auf Langzeitarbeitslose an der Macht, auf
Kleinbürger, Agrarjunker, von Weimar frus-
trierte Bürokraten. Politische Schützenhilfe
erhielten sie von links, vor allem von Thal-
heimer (KPD-O). Dieser behauptete, Marx'
››18. Brumaire« über Louis Bonaparte sei auf
Hitler anzuwenden. Weder Arbeiterklasse
(wegen Spaltung in Kommunisten und Sozial-
demokraten) noch Bourgeoisie (wegen deren
Schwächung durch Versailles und Finanz-
krise) hätten im Ianuar 1933 noch das Steuer
in der Hand gehabt. Wie 80 Iahre zuvor in
Frankreich die ››Dezembergesellschaft<< des
Napoleon-Neffen hätten die Nazis als klas-
senunabhängige, eigene soziale Melange die
Staatsspitze erklommen - vorbei an Arbeit
und Kapital!

Marx aber hatte eine historische Ausnah-
me durchdekliniert. Einst, als weder Bour-
geoisie (gespalten in Republikaner und Roy-
alisten) noch Arbeiterklasse (unterentwickelt
und kampfgeschwächt) die Herrschaft über-
nehmen konnten. Dennoch wies Marx bereits
zur Mitte des vorletzten Iahrhunderts nach,
dass Napoleon III. keine »in der Luft hän-
gende Staatsgewalt« war, sondern auf einem
zahlenmäßig größtmöglichen Klassenbündnis
fußte, nämlich aus Parzellen-Bauern mit Tei-
len der Bourgeoisie.

Ähnelte auch die Dezembergesellschaft
äußerlich der SA, war auch die Arbeiterklasse
durch den Antikommunismus der SPD und die
Sozialfaschismusdoktrin Stalins zerrissen, so
hatte doch die Bourgeoisie in den Iahrzehnten
nach 1850 ihre dynamisch expansivste
Formationsspezifi1< herausgebildet: das
Monopol! Was Marx in den ››Grundrissen«
nur skizzieren, aber Lenin und Dimitroff in
Deutschland bereits studieren konnten. Da-
mit wurde der staatsmonopolistische Kapita-
lismus zur Grundlage für den modernen Im-
perialismus, wogegen es keinen Aufstieg für
eine andere Klasse mehr gibt - außer der re-
volutionären Arbeiterklasse im Volksbündnis!
Aus dem krampfliaften Versuch, einen
klassenneutralen Faschismusbegriff nach 1933
zu basteln, machten Thalheimer und rechte
Faschismusdeuterzinnen aus der Mixtur an
der faschistischen Basis eine Klassenmacht.
Aber: wie passen Maurer (die mehr mauern
wollen), Bürokraten (die mehr Aktenordnung
lieben), nostalgische Iunker und Händler
mit Langzeitarbeitslosen in einen klassen-
ähnlichen Topf?

Marx hatte den regierenden lnteressenein-
klang der Bauern beschrieben: die Feindselig-
keit gegen technischen Fortschritt der Parzel-
le. Aber 80 Iahre später? Mit Daimler, Krupp
und dem völkischen Stolz auf Motoren und
Telekommunikation (noch mehr als heute auf
Amazon und Facebook)? Wer Bonapartismus
auf Hitler anwendet, muss wenigstens einen
Nachweis führen für ein gemeinsames Klas-
seninteresse aus der SA, das irgendwie Papens,
Brünings oder gar Hitlers Politik bestimmt
haben soll. Dimitroff hingegen benannte, was
sich 1933 geändert hatte: keine »dritte Klasse«
kam da an die Macht, sondern der Flügel der
Monopolkapitale wechselte dort oben - und
der Staatsterrorismus.

Faschismus an der Staatsmacht und
antiimperialistische Strategie
Dimitroff, Togliatti und KPD-Vertreterıinnen
verbreiterten mit der Eingrenzung des Haupt-
feinds auf ››imperialistischste Teile des Fi-
nanzkapitals« 1935 die neue Bündnisstrategie.
Zunächst als Einheitsfront der KPD (die mehr
bei Alimentierten verankert war) mit der SPD
(und deren besser bezahlter Arbeiterbasis).
Darauf aber bauten sie die Volksfront als Rin-
gen auch um kleinbürgerliche Schichten, um
deren Interessen und Kulturen, wo diese mit
dem Monopolkapital der Harzburger Front
im Kern nicht übereinstimmten.

Um bäuerliche und bürgerlich-humanäs-
thetische Gewohnheiten hatten sich bereits
Marx, Lenin, Luxemburg, Lukács und Grams-
ci bei Puschkin, Goethe, Balzac, Tolstoi,
Gorki, den Mann-Brüdern u. a. gekümmert
(Siehe: Gramsci zu den Verkaufserfolgen des
»Graf von Monte Christo«). Sie folgerten li-
terarischen Geschmack aber nie gradlinig aus
der jeweiligen ökonomischen Basis auf den
Überbau, sondern im ››Zickzack<< (Lenin) des
Korrespondierens miteinander.

Gleichwohl: die Volksfront-Linken blie-
ben in Deutschland einsame Rufer - bis in die
Lagerbaracken von Buchenwald. (Im Unter-
schied etwa zu Italiens Partisanen-Bündnis,
das sich zwar ››antideutsch>› nannte, aber um
größere Breite zu erzielenl) Ernst Bloch warf
seinen Genossen später vor; »Kampflos habt
ihr das Kleinbürgertum dem Faschismus über-
lassenl« Auch hatte Clara Zetkin vergeblich
an ihre Genosszinnen appelliert: >›\X/ir müs-
sen mit größter Energie den Kampf aufneh-
men nicht nur um die Seelen der Proletarier,
sondern auch um die Seelen der Klein- und
Mittelbürger, der Kleinbauern, Intellektuellen,
kurz alle der Schichten, die heute durch ihre
wirtschaftliche und soziale Stellung in wach-
senden Gegensatz zum Großkapitalismus
kommen ...<< Gramsci und Togliatti hatten für
einen neuen historischen Block plädiert, was
heute von ››Antideutschen<<, Trotzkisten und
anderen z. Z. erfolgreich entristischen Grup-
pen Verteufelt wird. Im illegalen Widerstand,
vom Nationalkomitee Freies Deutschland
und in der DDR waren kulturelle Metaphern
wie ››Patriotismus<<, »I-Ieimat« und ››Nation<<
gegen Chauvinismus gewendet worden. So,
wie bereits Karl Liebknecht vor dem ersten
\X/eltkrieg die Geschäfte des Kanonenkönigs
Krupp aufgedeckt hatte, ››wie einträchtig die
Riístungsmonopole verschiedener Länder zu-
sammen an Mordwaffen arbeiteten und sich
gegenseitig Waffen und Militärgeheimnisse
lieferten, während zur gleichen Zeit ihre Pro-
pagandaorganisation in den einzelnen Länder
mit chauvinistischen Losungen zum Krieg
hetzten und mit entartetem, marktschreie-
rischem Patriotismus Völkerhaß erzeugten
weil Landesverrat dem Monopolkapitalwesen
eigen ist.« (S. 191/192, Geschichte der deut-
schen Arbeiterbewegung, Bd. 2, Dietz-Verlag
1966)

In der Linken aber werden bis heute so-
gar die Risse zwischen den Faschismus for-
cierenden Monopolen und Faschismus-geg-
nerischen Unternehmen übersehen oder als
››Querfront« angegiftet. Auch nach dem Zu-
sammenbruch der Darmstädter Handelsbank
der hitlerfeindlichen Petrochemie und dem
Mord an Kurt von Schleicher. Auch wurde
dort die Frage gescheut, ob nicht im Kampf
gegen den aggressivsten Imperialismus einzel-
ne berechtigte Forderungen der Arbeiterbe-
wegung zugunsten mittelschichtiger Bündnis-
partner zurückgestellt werden müssen. Von
den SPD-Führungen wurde diese Frage meist
nur rechtsopportunistisch missbraucht.


Trotzkis Enge
Trotzki turnt den Thalheimer nach. Durch
Überbau und Basis. So, als ob es das französi-
sche Gleichgewicht der beiden Hauptklassen
von 1850 im hochakkumulierten deutschen
Monopolkapitalismus 1933 noch geben könne,
ist mal Papen ››bonapartistisch«, mal Brüning,
mal Schleicher. Mehr als Arbeitereinheitsfront
hat Trotzki auch nicht zu bieten. Und obwohl
Trotzki den italienischen Faschismus an der
Staatsmacht hätte studieren können, korri-
gierte er sich nie; schon gar nicht für einen
gramscianisch-antiimperialistischen Blocco
Storico mit attraktiven, sozialen Demokratie-
angeboten für Kleinbürger, Bäuerinnen und
Bauern, Kulturschaffende. So sektiererisch
wie Trotzki (››\X/ie wird der Nationalsozialis-
mus geschlagen?«, 1971 EVA) führen die meis-
ten Trotzkistzinnen die Linke heute noch in
die Enge.

Ernest Mandel moniert zwar in seiner
Einleitung »Hilferdings Trugschluss, Nazi-
deutschland sei keine kapitalistische Gesell-
schaft mehr, sondern die Macht gehöre dort
einer totalitâren Bürokratie.« (Seite 8/9). Aber
Mandel übersieht, dass Trotzki exakt diesem
Bonapartismus-Trugschluss auch unterlag:
»Als das Parlament unter dem Druck der
Klassengegensätze in zwei Hälften zerfiel, ver-
suchten sie (die Besitzenden), sich hinter dem
Rücken des Präsidenten zu verstecken. Es be-
gann das Kapitel des Bonapartismus, d. h. der
bürokratisch polizeilichen Herrschaft, die
über der Gesellschaft steht und sich durch das
relative Gleichgewicht von zwei entgegenge-
setzten Lagen hält« (S. 268).

Und auch Mandel begreift Marx'
››Brumaire« nur halb, wenn er schreibt, der
Faschismus verwandele sich ››in der Phase sei-
nes Niedergangs in eine besondere Form des
Bonapartismus zurück« (S. 12).

››Die revolutionäre Partei ist schwach«,
schreibt Trotzki. Aber gerade dieser schwa-
chen KPD empfiehlt er als aktuelle Parole eine
Arbeiterräterepublik (S. 267)! Und gegen das
»Regime der Notverordnungen und des Bo-
napartismus« - man staune - direkt »Kampf
um den Sozialismus«. Und zwar um »die So-
zialdemokratie durch einen konkreten Plan
zur Zusammenarbeit mit der Sowjetunion an
die Wand zu drücken und Entscheidungs-
schlacht des Proletariats mit dem Faschismus
jetzt gleichzeitig den Zusammenstoß mit dem
bonapartistischen Staat „.« (S. 259/260/267).

Lenin hatte mit den Aprilthesen 1917 die
Bauernklasse gewinnbar auseinandergezo-
gen. Denn im Kernreich mit mehr als 120
Millionen Menschen gab es kaum drei Mil-
lionen Proletarier. Gramsci, Togliatti und
Dimitroff empfahlen solche differenzierend
antiimperialistische Bündnispolitik auch im
Westen, aber dort besonders für das Klein-
bürgertum. Einerseits erkennt zwar auch
Trotzki, dass ››das Kleinbürgertum in seiner
Masse eine ausgebeutete und benachteilig-
te Klasse« (S. 213) ist. Aber nicht, dass und
wie hier strategisch hineinzukommen wäre.
Lenin hatte im ››Linksradikalismus« ge-
schrieben: wer für die feinsten Risse im geg-
nerischen Gemäuer weder Gedanken noch
Gespür verwende, habe »keinen Deut vom
Marxismus verstanden«.

Den Faschismus bekämpfen, nicht
Erscheinungen
Wahrend das Monopolkapital aus Rendite-
Berechnung ››oben« agiert, muss es ››unten«
an Volkstraditionen saugen, die sich allerdings
auch nur bewegen aus der Einheit von Wider-
sprüchen - und sonst absterben. Traditionen
bieten nämlich einerseits erlebnisbewehrte
Schutzräume vor allzu entfremdenden Mo-
nopolübergriffen. Andererseits sind dort zän-
kische Imprägnierung angelegt gegen andere
Schutzräume anderer Menschen, Regionen,
Generationen, quasireligiöser Überlieferun-
gen und Gepflogenheiten. Traditionen konn-
ten bisher nur mit diesen beiden - friedlichen
und zänkischen - Seiten überleben. ››Unten«
saugt sich der Faschismus so das Nieder-
trächtigste aus den Traditionen an. Aber »von
oben« muss er deren humane Seiten (Heimat,
Geborgenheit, Kollegialität, Harmonie 0. ä.)
zurückdrängen. Denn das Monopol ist ein
»Enteignungsverhältnis gegen alle anderen
Besitzenden« (Horst Heininger).

Nur an der Seite der Arbeiterklasse wird
die Dialektik aus Idylle und Zänkischkeit
nach vorne auflösbar zu wehrhaftem Schutz
vor den Alltagsübergriffen der Herrschaft, zu
echten Heimaten mit radikaldemokratischer
Vergesellschaftungsperspektive gegen die ter-
roristischsten Konzerne, mit kulturell attrakti-
ven Bündnisangeboten an alle von der aktuel-
len Monopolmacht bedrohten Schichten.

Denn das Wesen aller Faschismen an der
Staatsmacht sind extremer Antikommunis-
mus, feixender Terrorismus gegen jegliche
Friedensbewegung, gegen Staats- und Selbst-
organisationen für Reallohnerhöhung und
Sozialstandards. Wahrend er ››nach unten«
die »deutsche Arbeitsfront« und den »Tag
der Arbeit« propagierte, kalkulierten ››oben«
Himmler ››die Behandlung der Fremdvölki-
schen im Osten« und H. ]. Abs 1940 das ››Un-
ternehmen Barbarossa« als »Aktive Kapital-
politik«, um mit russischem Öl und Gas die
Reichsschulden von zwei Weltkriegsaufrüs-
tungen zu tilgen. (Opitz, S. 794-800, 620-649,
653). Der deutschen Bevölkerung musste das
- ähnlich wie die Vernichtungslager - über
heimelige Massenorganisationen vollkommen
anders schmackhaft oder wenigstens akzepta-
bel gemacht werden. Die niederträchtigsten
Erscheinungen des Faschismus sind von Na-
tion zu Nation - aber auch von Tradition zu
Tradition - verschieden. Und sicher hat Götz
Aly deutsche Bäuerzinnen und Kleinbürger
zutreffend verurteilt, aus Zwangsarbeit und
››Arisierung« ihren Nutzen gezogen zu haben.
Kriegsplanung und die Kredite für den Ausch-
witzbau durch die Deutsche Bank allerdings
fanden ohne Zutun dieser Parasiten am Rock-
zipfel des Imperialismus statt. Wegen all dem
hat Dimitroff das Wesen des Faschismus an
der Staatsmacht auch nicht »am völkischsten
oder nationalistischsten« genannt, sondern
»am chauvinistischsten und imperialistischs-
ten<<. Und er ergänzte: »daß der Faschismus
keine orts- oder zeitgebundene, vorüberge-
hende Erscheinung ist. Er ist für die Freiheit
des Proletariats und für die klassengebundene
Gewerkschaftsbewegung eine fortwährende
und stetig wachsende Gefahr«

Heute ist der Großinvestor ››BlackRock« -
neben anonymisierten Investorzinnen aus Qa-
tar und den Cayman-Inseln - Haupteignerzin
der einst ››arisierten, bio-« Deutschen Bank
von Abs und verordnet das Gendern: in den
von BlackRock aufgekauften und skelettierten
Firmen darf nur noch jedes dritte Vorstands-
mitglied ein weißer Mann sein!

Vielleicht kommt ja der neue Faschismus
im Freihandelsgeist von Amazon vor unse-
re Haustür? Oder im Kommunikationsdiktat
von YouTube und Facebook auf unser Tab-
let? Oder wendet sich mit Atomdrohnen als
»am meisten imperialistisches Finanzkapital«
gegen China und Russland? Und strebt ganz
unvölkisch und antinationalistisch zur Staats-
macht, nur im Freigeist eines Gewerkschafts-
feinds wie Jeff Bezos?

Wer das Wesen der Faschismen weltweit
und zukunftsfähig erfassen will, muss sie an
der Staatsmacht abstrakt, aber auch ihre na-
tionalsubjektiven Besonderheiten analysiert
haben. Das äußere Gesicht mag früher na-
tionalistisch gewesen sein, antisemitisch,
homophob, sexistisch-sexphob, xenophob,
kleinbürgerlich, lumpenproletarisch, an-
tiamerikanisch, antirussisch oder antibritisch.
Sein Prototyp besteht aus extrem expansivem
Imperialismus; inclusive Terrorismus gegen
jede demokratische Eigenorganisation der
Arbeitskraftverkäufer:innen. Sein Gesicht
verstellt er für seine nationale Anhängerschaft
je nach in Niedertracht abgesunkenen Tradi-
tionen, welche ihm von antiimperialistischen
Kräften kampflos durch Spaltung oder andere
Niederlagen überlassen werden. Ein Antifa-
schisrnus, der ihm dazu Hasen noch in die Kü-
che treibt (Siehe: Wagenknecht, ››Die Selbst-
gerechten«) und das antiproletarische, antige-
werkschaftliche Wesen in der Auflistung aller
rechten Phobien übersieht oder leugnet, wird
hilflos bleiben. Auch unterdrückten Minder-
heiten nämlich ist nur wirkungsvoll beizuste-
hen mit werktätigen Mehrheiten.

 

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Bestellung des kompletten Bandes 5/2021