Machtübertragng

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Und dazu hatte er am 30. Januar "die Macht ergriffen". Solche herrschende Lügen - Verzeihung: Framing und Narrative - steigen nur im Zusammenspiel aus Schulbüchern und Nachrichtensprech (heute auch Wikipedia) nach oben. Aber Hitler ergriff keine Macht, er bekam sie übertragen. Vom Reichspräsidenten. Weil das reaktionärste deutsche Monopolkapital um Thyssen, Flick und Hugenberg am 19. November 1932 Hindenburg dazu einen Auftrag - Verzeihung: ihre "Industriellen-Eingabe" - erteilt hatte. Und zwar mit einem: aber Dalli! Denn 13 Tage zuvor hatten die Faschisten bei der Reichstagswahl über 2 Mio Stimmen verloren, wovon - neben Nichtwählern - 700 000 Stimmen zur KPD gewandert waren. Die nach ihrer "Programmerklärung zur nationalen und sozialen Befreiung des deutschen Volkes" nationaldemokatischer argumentierte. Der süsse Nazi-Traum der Schwerindustriellen war kurz vorm Zerplatzen. Also mussten Vorbehalte gegen Hitler schnell ausgeräumt werden. Die gab`s dort. Aber nicht, weil irgendjemand ein besonderer Demokrat gewesen wäre. Sondern weil Krupp&Co noch von Wiedereinsetzung des Kaisers faselten.

Das änderte sich mit "Adolf-Hitler-Spende" und dem Treffen im Bankhaus Deutz/von Schröder, wo sich Hitler "wirtschaftspolitisch als Liberaler" outen und so Großbanken für sich begeistern durfte. Die liberalen Zerstörer*innen von Freiheiten - besonders gegen die zwei unteren Bevölkerungsdrittel - waren immer für "Markt-Freiheiten" - solange der Staat für die Risiken einstand. Von Kanzlern wie von Papen, Brüning, Hitler, Adenauer bis dato.

Weil dem mächtigen petrochemischen Großkapital, namentlich den "IG Farben", gerade ihre Hausbank "Danat" zusammengebrochen war und Investments in synthetisches Benzin 1932 plötzlich aussichtslos pro Liter mit 30 gegen 4 Pfennig Erdölbenzin zu kämpfen hatten, war es also zunächst nur eine Gruppe von Kohle-Stahl-Monopolen, die durch Hitler die "Macht ergriff". Immer gegen die organisierte Arbeiterklasse. Aber eben auch gegen alle anderen geschwächten Kapitalgruppen. Und, ja, trotz seiner mittelschichtigen Basis agierte der Faschismus bis 1945 mittelstandsfeindlich. "DIE Unternehmer" 1932 in toto also für Hitler verantwortlich zu machen, ist ergo so demagogisch - Verzeihung: geschwurbelt -, wie das deutsche Volk in Kollektivhaft zu nehmen.

Tatsächlich gab es bis 1933 immer Optionen, Hitler, Weltkrieg, Shoa und das Zertrümmern deutscher Nation zu meiden. Darum auch schrieb Brecht vom "Aufhaltsamen Aufstieg des Arturo Ui". Dafür aber hätten die Allermeisten, die später in den Baracken von Buchenwald zusammengepeitscht werden sollten, durch alle Klassen und Schichten und deren Politiken enorme Kröten schlucken müssen. Womöglich sogar Reichskanzler Kurt von Schleicher. Der dafür sogar mit schärferen Bandagen gegen einzelne Großkonzerne, höheren Reichensteuern und gemeinsamen Manövern mit der Roten Armee gelockt hatte.

Nun, alle die von rechts und links für eine solche "Querfront" gegen Hitler geworben hatten, starben bald eines unnatürlichen Todes. Erst 1945 wurde Deutschland vom Hitlerfaschismus befreit. Und zwar von einer "Querfront", die Arbeiterklassen und Klassenfeinde, Mittelschichten, Rassisten und Antirassisten einbezog; und die von Churchill, Roosevelt bis Stalin befeuert wurde und „die Alliierten“ hieß. Ein kolossal breites Bündnis! Wie es bereits Mao mit Tschang im "Koumintang" gegen die japanischen Besetzer Chinas gelungen war. Antiimperialistische Bündniserfolge hängen nie vom Geschmack der Partner ab, sondern von der Stärke des Hauptfeinds - der damals Nazideutschland hiess und später US-Imperialismus.

Wenn heute ZDF, taz, SPIEGEL bis BILD auf "Querfront" eingedreschen, ist zumeist "Volksfront" gemeint. Domenico Losurdo schrieb 2016 in seinem Kolonialismus-Buch von einer entstehenden Völkerfront des globalen Südens von Indien, Russland, Iran bis China (wohl auch Brasilien usw.) - die zunächst mit "rechts und links" wenig zu tun hat.

Am 30. Januar 1933 aber hatte sich das imperialistischste Finanzkapital mit ihrem Hitler durchgesetzt. Es durfte von ihm nicht nur Feldzüge gegen die französischen und spanischen Volksfronten, gegen den "Kulturbolschewismus" (Thyssen), sondern vor allem gegen die Sowjetunion erwarten. Verzeihung: und natürlich "die Befreiung der Ukraine vom Stalinismus".

Das hatte Hermann-Josef Abs (Deutsche Bank) vor NS-Wirtschaftsführern mehrfach, vor allem im Oktober 1940, unter solch strengvertraulichen Titeln wie "Aktive Kapitalpolitik" oder "Saldo Clearing", nüchtern vorgerechnet (Reinhard Opitz "Europastrategien des Kapitals", S. 794-803, 859; Pahl-Rugenstein 1994): sämtlich aufgelaufene Staats-Schulden für die Aufrüstungsorgien zweier Weltkriege seien mit einem einzigen Feldzug annullieren. (Ahnte der schlaue Kalkulierer Abs damals schon, daß sein Bankhaus sogar nach einem gescheiterten Überfall auf die Sowjetunion bald wieder in feinem Zwirn aus dem Schneider kommen, solange nur Volksfront und neutrales Deutschland verhindert würden?) Dazu mein Dokumentar-Stück „Abs“, das im Frankfurter Saal der Auschwitz-Prozesse (November 2021) von Freiem Schauspiel-Ensemble, Hannes Jaenicke, Peter Sodann und Michael Letz mit Musik des Komponisten Jossi Mar Chaim (Tel Aviv) uraufgeführt wurde:
https://youtu.be/w_AT02Ch0LA

Die Sowjetunion hat sich von ihren 27 Millionen Toten, vom Abschlachten, Brandschatzen und Totgerüstetwerden nie mehr richtig erholt. Aber die Deutsche Bank hat mit Zwangsarbeit und Judengold, ihrem Kredit für den Auschwitzbau ihr Kapital vermehrt. Sogar mit Gas-Verkäufen. Nebenbei: wer heute, scheinbar naiv wie "unsere" Mediensprecher*innen, von "dem Nationalsozialismus" spricht, könnte genauso gut dies ZyklonB als "Läusegift" wiederkäuen als Lügen von Faschisten, die sich "Nationalsozialisten" nannten. Oder deren "IG-Farben" und "Deutschen Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung", wo HJ Abs auch die Aufsichtsräte beherrschte und die ja nur "Läusegift" vermarktet hatten.

"Hitler war eine nationale Schande" notierte Willy Brandt. Selbst mit Namensnennungen, die nicht in Nürnberg saßen, sondern die, wie Abs für Adenauer, kurz darauf bereits mit Wiederbewaffnung, DM und Währungsreform Deutschland spalten und 1952 bei der Londoner Schuldenkonferenz Griechenland, Polen und andere Opfer um jede Wiedergutmachung prellen durften.

Sicher hat Götz Aly auch die kleineren NS-Trittbrettfahrer bei Zwangsarbeit und "Arisierung" notiert. Aber diese hätten Hitler nie an die Macht brüllen können, wären dahinter nicht die coolen Player gewesen. Die hatten errechnet, wieviele Renditen aus der Eroberung Russlands in Gas, Öl und billigem Arbeitermaterial, im Pressen von Millionen Reallöhnen auf Krisenniveau nach Zerschlagung von Arbeiterorganisationen, herauszuholen waren. Was heute sorgsam weggeschwiegen wird. Von denen, die uns Sozialisten genüsslich das Lügenwort "die Nationalsozialisten" unter die Nase reiben. Und die ihrem Finanzkapital bis heute russische Schätze unter den braunen Nagel reißen wollen. Die "National-Sozialistische Arbeiterpartei" war aber nur Feind deutscher Nation, des Sozialismus und der Arbeiter.

Der faschistische Terrorismus konzentrierte an der Macht weltweit stets, was Thomas Mann die "Grundtorheit der Epoche" nannte: den Antikommunismus. Das ist, was von jeder Frechheit der Werktätigen angetriggert wird, um sie niederzumetzeln, wo sie sie sich organisieren. Und dieser antiproletarische Zug bleibt das Wesensmerkmal des Faschismus. Von Mussolini über Pinochet bis zu den Grauen Wölfen.

Grünliche Schreibagenten haben dagegen den Faschismusbegriff entkernt. Was übrig blieb, ist zwar eine nichtendenwollende Aufzählung. Die reicht von "homophob, frauenfeindlich, ziganophob, xenophob, antisemitisch, toxisch-zis-weiss-männlich, transphob" bis zu "Putin-Verstehern, Klimaleugnern, Impfpflicht- und Gender-Gegnern". Aber das kapitalkonotierte Wesen des Faschismus, dessen Antikommunismus und notorische Gewerkschaftsfeindlichkeit, schweigen sie tot. Wie dessen proletarische Opfer. Sie müssten ja sonst eingestehen, in welcher Querfront sie Essentials jener Monopole propagieren, die vor 90 Jahren Hitler an die Macht finanziert hatten. Und deren undemokratische Welt immer nur dort in Unordnung geriet, wo Arbeiterklasse und bürgerliche Bündnispartner im Volksbündnis zusammengingen.

 

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https://weltnetz.tv/audio/2828-nazi-brainwashing-seit-90-jahren 

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https://weltnetz.tv/files/audios/nazi-brainwahing_seit_90_jahren_final.mp3