Um der Bitte der Friedensaktion Heide nachzukommen und um die Friedensbewegung zu stärken, dokumentieren wir hier gerne deren Bericht.

 

Spitzenkonzert vorm Rheinmetall-Konzern - Lebenslaute-Konzerte, Tanz und Blockade gegen Rüstung und Krieg

Friedensbewegung der Heide tanzt Walzer und blockiert Rüstungsproduktion nach Noten

Begeistert bedankten sich Hans-Dietrich Springhorn und Charly Braun für die Friedensaktion Lüneburger Heide bei den 120 MusikerInnen und SängerInnen der „Lebenslaute“ für deren Konzerttage mitten in der Heide. Unter dem Motto „Mit Klang und Schall – entwaffnet Rheinmetall!“ hatten musikalische Profis und Laien aus ganz Deutschland vor Ort eine Woche geprobt und schließlich gut besuchte Konzerte open-air gegeben. Lebenslaute ist ein Projekt an dem jede/r Musikinteressierte mitmachen kann. An bedeutenden Orten sozial-bewegter Themen wird schließlich musiziert. „Dafür nutze ich gern meinen Urlaub“, sagt Cellistin Kira zum Felde.

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Der Abschlusstag begann morgens um 6.00 Uhr mit mehrstündiger musikalischer Blockade von fünf Rheinmetall-Werkstoren. Mittags trafen sich alle mit Gästen vorm Eingang des Rüstungsbetriebs.

Gewerkschaftsfunktionär Charly Braun leitete das Konzert mit folgenden Worten ein: „Bei uns in der Heide dreht sich schon immer alles um Panzer. Bei Rheinmetall werden die Mordfahrzeuge gebaut. Die Panzertruppenschule Munster ist die Fahrschule. Der Truppenübungsplatz zwischen Bad Fallingbostel und Bergen ist der Trainingsplatz und nach erfolgtem Einsatz sind ausgediente Exemplare im Panzermuseum Munster zu bewundern.“ Passend zitierte er Bert Brechts Lied gegen den Krieg: „Der Prolet baut ihnen die Kriegsmaschinen, damit sie ums Leben bringen mit ihnen, mancher Proletenmutter Sohn. Der Prolet wird in den Krieg verladen, dass er tapfer und selbstlos ficht. Warum und für wen wird ihm nicht verraten. Für ihn selber ist es nicht“. *)

Dem folgte ein Qualitäts-Ohrenschmaus von Beethoven, Brahms, Dylans „Masters of war“ bis zu „Le déserteur“ und der „Blechbüchsenarmee“ der Augsburger Puppenkiste. Auf dem Pflaster wurde Walzer getanzt. Ein lustiger Leckerbissen war der Marsch „um den Sieg zu verfehlen“ von Maurice Kagel. Der parodistische Marsch lässt unregelmäßige Takte stolpern, so „dass Siege nicht erreichbar sind.“ In mehreren Wortbeiträgen wurde auf den Kriegseinsatz von Rheinmetallprodukten, deren Klimaschädlichkeit und auf Rheinmetall-Grenzsicherungssysteme gegen Flüchtlinge hingewiesen. Gefordert wurde die Produktion ziviler Technik. Damit war Rheinmetall bereits nach 1945 wirtschaftlich erfolgreich.

Neben ganz zivilen Konzertgästen, hörten auch Rheinmetallbeschäftigte von ihren Arbeitsplätzen aus – wohl mit gemischten Gefühlen - zu.

Im Anschluss besuchten viele MusikerInnen und Gäste die Ruinen des Tannenberglagers, wo während des Faschismus Rheinmetall-Zwangsarbeiterinnen eingesperrt waren. Hans-Dietrich Springhorn erläuterte die Geschichte und wies auf die abweisende Haltung von Rheinmetall zu Gedenken und Entschädigung der Überlebenden hin.

 

*) hier die gesamte Auftaktrede des DGB-Funktonärs H-D Charly Braun:

Liebe Beschäftigte bei Rheinmetall und Bundeswehr, liebe Friedensfreunde und Kriegsgegnerinnen, liebe Kolleginnen und Kollegen,
Ich bin hier in der Region DGB-Kreisvorsitzender und habe mit Kolleginnen die „Gewerkschaftliche Initiative für aktive Friedenspolitik und Militär- und Rüstungskonversion“ gegründet. Es macht Sinn, dass hier direkt vor der Rüstungsfabrik zu betonen.

Bei uns in der Heide dreht sich schon immer alles um Panzer: Bei Rheinmetall in Unterlüß werden die Mordfahrzeuge gebaut, die Panzertruppenschule Munster ist die Fahrschule, der Truppenübungsplatz zwischen Bad Fallingbostel und Bergen ist der Trainingsplatz, an der Rampe Bergen werden die Panzer für Kriegseinsätze und Defender-Grossmanöver verladen und nach erfolgtem Einsatz sind ausgediente Exemplare im Panzermuseum Munster zu bewundern.

Da kann es dann schon mal vorkommen, dass auf dem Gelände des Panzermuseums – ganz entgegen den Tarnungsvorschriften – ein Kettenfahrzeug in freundlichem Pink angemalt wird.

Ich aber frage euch: Was sind ein paar Eimer Farbe gegen die Ketten und Schüsse eines Panzers ?

Seit 120 Jahren wird von der Heide aus eine mörderische Blutspur durch Kontinente gezogen. Damit haben sich Generäle gute Pensionen verdient und die Aktionäre wurden mit raketengleich steigenden Rheinmetall-Profiten beglückt.

„Krieg macht Flucht!“ – dazu leistet auch Rheinmetall seinen Beitrag. Ihre Manager geben sich gern sozial. 2015 bot der Konzern Geflüchteten Ausbildungs- und Praktikumsplätze an (siehe CZ 25.9.2015). Besser wäre, diese Heuchler würden ihre Waffenexporte einstellen! Wer Waffenexporte verdoppelt hat, sollte in der Flüchtlingsdebatte besser das Maul halten !!

Ja, kann Rheinmetall denn nur Kriegsware herstellen?

Nein, Rheinmetall hat auch eine profitable Automobilsparte. Bereits nach den beiden Weltkriegen hat Rheinmetall mit ökonomischem Erfolg zivile Produkte hergestellt. Es geht also. Die meist hochqualifizierten Rheinmetall-Beschäftigten können heute High-Tech-Geräte fürs Gesundheitswesen und erneuerbare Energien produzieren.

Ob Kriegsübungsplätze in der Heide oder profitable Kriegsproduktion – zu beiden passt Bert Brecht's Lied gegen den Krieg: „Der Prolet baut ihnen die Kriegsmaschinen, damit sie ums Leben bringen mit ihnen, mancher Proletenmutter Sohn.
Der Prolet wird in den Krieg verladen, dass er tapfer und selbstlos ficht. Warum und für wen wird ihm nicht verraten. Für ihn selber, für ihn selber ist es nicht“.

 

Friedensaktion Lüneburger Heide, Kontakt:

H-D Springhorn & Doris Artelt

springhorn.artelt[at]t-online.de

Tel. 0171 5693 734

 

H-D Charly Braun

charly_schule[at]yahoo.de

Tel. 0176 7278 0558