Aus der Pressemitteilung der örtlichen Veranstalter:

Am Karsamstag fand in Fulda wieder die alljährliche Ostermarschkundgebung mit anschließendem Marsch durch die Fulder Innenstadt statt. Unter dem Motto "Kriege beenden - den Frieden gewinnen" versammelten sich etwa 300 Teilnehmende ab 15 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz. Aufgerufen hatten in diesem Jahr zu dem Fuldaer Ostermarsch langjährige Aktivisten der Friedensbewegung und ursprünglich auch der örtliche Kreisverband des Deutschen Gewerkschaftsbundes und der IG Metall. Eingeladen waren alle Menschen aus der Region, die sich gegen Waffenlieferungen in Kriegsgebiete wenden, Verhandlungslösungen fordern und für eine friedliche Beilegung der Kriegshandlungen in der Ukraine und anderswo stehen.

Als Redner konnten der Autor und Komponist Dr. Diether Dehm (1000 mal berührt, Das weiche Wasser) gewonnen werden. Im Vorfeld erregte der angekündigter Redner die krtische Aufmerksamkeit aus der DGB Spitze, was dazu führte dass überregionalen Vorstände den Aufruf als zurückgezogen erklärten.

Dennoch waren auch zahlreiche Gewerkschafter gekommen, gleich drei gewerkschaftliche Redner brachten ihre Themen ein. Sie wurden angekündigt durch die seit 1982 bei der Vorbereitung der alljährigen Ostermärsche beteiligte Karin Masche, durch das Kulturprogramm führte Katharina Schmitt.

Das Programm wurde eröffnet durch den Harmonikaspieler und Opernsänger Philipp Hoffmann, der zwei traditionelle Ostermarschlieder aus den 60er Jahren vorstellte.

Es folgte Otto Frank von der Friedensmahnwache Alsfeld, In seiner Rede forderte Frank die Militärausgaben zu kürzen und statt dessen Bildungsausgaben zu erhöhen.

 
 

Eine Kurzgeschichte der Vogelsberger Schriftstellerin Gudrun Pausewang wurde durch Matthias Marterer verlesen. Die Gitaristen Andreas Wetter und Wolfgang Harling brachten Lieder von Hannes Wader, die in der Friedensbewegung der 80er Jahre große Bekanntheit erlangten, bevor der Hauptredner und überregional bekannte Diether Dehm seinen Redebeitrag startete.

Dr. Dieter Dehm ging im Intro seiner Rede auf den Konflikt mit dem DGB Bezirk Hessen-Thürungen ein, verwies auf seine über fünzigjährige Mitgliedschaft in ver.di und deren Vorgerängergewerkschaften. Er beklagte die Blindwütigkeit der Cancel-Kultur. Der DGB habe seine Teilnahme an der Friedensdemo in Fulda abgesagt, weil das Nachrichten-Magazin Focus ihm unterstellt habe, das "Massaker von Butscha geleugnet" zu haben. Dr. Dehm erklärte, dass er das Massaker nicht geleugnet, sondern die Alleinschuld der Russen in Zweifel gezogen habe. Die Vorsitzenden des DGB-Bezirkes Hessen-Thüringen, Sandro Witt und Michael Rudolph, hätten die Teilnahme zurückgezogen ohne ihm irgend eine Möglichkeit der Gegendarstellung zu geben. Dehm erklärte noch, dass er gegen Witt und Rudolph Anzeige wegen Verleumdung erhoben habe.

Das Verhalten des DGB-Bezirksvorstandes Hessen-Thüringen sieht Dehm als Teil einer größeren Kampagne in der jeder abgestraft wird, der es wage, das Staatsnarrativ von der Alleinschuld Russlands in Zweifel zu ziehen.

Des Weiteren analysierte Dehm die Kriegsgründe. Für Dehm muss man zum Verständnis des Ukrainekrieges eine komplexe Matrix aus Psychologie, Wirtschftsinteressen und Geostrategie aufspannen (oder entwickeln). Die These der Alleinschuld Russlands hält Dehm für logisch und historisch nicht haltbar. Dehm versucht den Krieg in der Ukraine vom Standpunkt eines marxistischen Psychologen zu verstehen. Diese Vorgehensweise erlaube es, die Wechselwirkung zwischen historischem Rahmen und individueller Psyche zu beschreiben und zu verstehen. Als Beispiel nannte er Stefan Bandera, der zunächst als Rebell gegen die Unterdrückung ukrainischer Bevölkerungsgruppen durch Polen und Russen, durchaus eine moralische Rechtfertigung gehabt habe, die er aber als offensichtlich autoritärer Charakter durch die Gefolgschaft Nazi-Deutschlands und die Akzeptanz des Faschismus als politscher Basisideologie verspielt habe.

Dehm zufolge nutzen die Spin-Doktoren und Machtapparate in Washington DC diese Wechselwirkung zwischen historischem Rahmen und Individuum gezielt aus. In diesem Kontext beschrieb Dehm das Entscheidungsdilemma des russischen Staatspräsidenten Putin. Schon seit längerer Zeit haben rechte Abgeordnete der Duma Putin vorgeworfen ein „Deutschlandversteher“ zu sein und zuviel Rücksicht auf deutsche Interessen zu nehmen. Die kommunistische Partei hatte Ende des Jahres 2021 einen Antrag in die Duma eingebracht, in dem gefordert worden war, die russische Bevölkerung in der Donbass Republiken zu schützen, denn die Assow-Brigaden verstärkten den Beschuss der russischen Zivilbevölkerung in der Ost-Ukraine um sechzig Prozent. Allein in der Behandlungszeit über den Antrag in der in der russischen Duma, starben über 4.000 tausend russisch sprechender Menschen durch die Artillerie der Assow-Brigaden und der Ukrainischen Armee.

Hinzu wäre gekommen, dass der ukrainische Präsident Selensky auf der Münchener Sicherheitskonferenz Anfang 2022 äußerte, auch ohne Nato-Mitgliedschaft könnten US-amerikanische Dark-Eagle-Atomraketen in der Ostukraine aufgestellt werden. Damit war der Rubikon für Putin überschritten. Es war eine logische geostrategische Konsequenz für Putin den "Angriffrieg auf die Ukraine" zu befehlen.

Dehm erinnerte auch an die Nutznießer des Krieges: die Vermögensverwaltungen in Wall-Street vom Schlage Blackrocks, die nun mit Frackinggas und Rüstungsbeteiligungen riesige Profite aus dem blutigen Desaster ziehen würden. Dehm forderte am Ende seiner Rede eine friedliche Lösung des Krieges durch die Annerkennung der Sicherheitsinteressen der Ukraine ebenso wie der Russlands.

Abschließend sprach Erhard Ganss von den Fuldaer Aktionen für "Frieden und Freiheit" und Kattharina Schmitt stellte bei einer Zwischenkundgebung der Demonstration am Hexenturm das Grundsatzpapier der bürgerschaftlichen Gruppierung "Frieden und Freiheit" vor.

Den Abschluss fand der diesjährige Marsch auf dem Fuldaer Universitätsplatz. Kundgebung und Umzug fanden friedlich und beobachtet von einigen Gegnern an den Rändern seinen Verlauf.