Das Wesensmarkmal von Zensur ist für den Verleger und Bürgerrechtsaktivisten Hofbauer der Versuch der herrschenden Kräfte, den eigenen Diskurs entsprechend zu positionieren und die Gegenöffentlichkeit hintanzuhalten. Zensur ist allerdings immer auch ein Zeichen von Schwäche:

denn nur wenn die Herrschaft wackelt und die Menschen ihren Argumenten nicht mehr folgen, muss sie Kritiker verbieten, um ihre Macht zu erhalten.

Meinem Gegenargument, dass Zensur vor allem dann angewandt und auffällig wird, wenn Herrschende in ihrer abgesicherten Macht übermütig werden, kann Hofbauer historisch wenig abgewinnen. Gerade in Zeiten des Umbruchs – und in solchen leben wir gerade -, in denen die unterschiedlichen Strömungen und Entwicklungen spannend zu untersuchen wären, versuchen die Herrschenden der Unsicherheit, wohin es gehen wird, mit Zensur zu begegnen, um die möglichen Stoßrichtungen der Veränderung auf jene einzuschränken, die man meint, kontrollieren zu können. Die aktuell laufende Entwicklung, die einen Zensurierungsgrad wie seit Jahrzehnten nicht gesehen aufweist, ist mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen.