Mit einem lesenswert not-wendigen Beitrag hat Götz Eisenberg in der jungen Welt vom 22.7. die Diskussion um eine Brache der Linken wieder angestoßen. Aber allzuviel bleibt bei ihm noch antiautoritär pauschaliert: "In einer an ihrem Reichtum erstickenden Gesellschaft beobachten wir neuartige Formen der Kindsaussetzung". Nun ist keine Klassengesellschaft dergestalt, dass da in der Regel die die Kinder aussetzen, die "an ihrem Reichtum ersticken".

25 % der Deutschen, so eine Umfrage vom Freitag, wünschen sich eine stärkere Einflussnahme von Oskar Lafontaine auf die Bundespolitik. Heute ergibt sich dazu vielleicht die grosse Chance. Achja, das auch zum Thema "alte weiße Männer"! Hab ich Oskar am Freitag gesagt: "73 ist doch echt kein Alter. Auch weil man da zum Glück nicht mehr so leicht verdächtigt wird, Wahrheiten zugunsten einer Politkarriere dem mainstream der alten Mächte einzupassen, wie manche JungpolitikerIn, die Männerhass statt Klassenkampf predigt." Also aus nicht ganz uneigennützigen Gründen: viel Glück, Oskar!

Dein Diether

Rede von Diether Dehm beim "STOPP Ramstein"-Protest am 11. Juni 2016

Alle Tricks und Kniffe halfen nicht: Nur wenige Tage hielt sich die konservative Regierung von Pedro Passos Coelho im Amt. Ihr Sturz war angesichts des Wahlergebnisses in Portugal Anfang Oktober überfällig. Nach Jahren einer rigiden Sparpolitik hatten linke Parteien eine Mehrheit im Parlament. Sozialisten, Kommunisten und Linksblock lehnten in der vergangenen Woche eine Neuauflage des Sparprogramms ab, einigten sich auf ein gemeinsames Regierungsprogramm und stürzten Passos Coelho per Misstrauensvotum. Seither deuten die Zeichen in Lissabon nach links.

DIE LINKE hat ein Problem, was auch der SPD verteufelt ähnlich sieht: ihre übergroße Angst vor „Shitstormkampagnen“ mächtiger Medien. In dieser Angststarre, (die einzig Willy Brandt und sein Wahlstabschef Albrecht Müller 1972 mit ihrem Gegenangriff auf Springers BILD erfolgreich durchbrochen hatten; 45,8 Prozent SPD; „Willy-Wahl“), wurde die SPD zu ihrer beklagenswert systemkonformen Amorphität umgeschliffen.

Diether Dehm

Die Dimitrowsche Faschismusdefinition, wonach der Faschismus „an der Macht die offene terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals“ ist, war nach 1934 die Grundlage, in sehr großer Breite eine Front gegen den Faschismus aufzubauen. Die erste Konsequenz war die „Brüsseler“ KPD-Konferenz 1935, bei der - zu spät - die Volksfront-Strategie verabschiedet wurde (auch wenn sie durch Kominternprägungen diesen Namen nur teilweise verdient hat). Später haben Antifaschisten wie Erich Weinert und Walter Ulbricht das Nationalkomitee „Freies Deutschland“ gegründet, das auch deutsche Wehrmachtssoldaten mit nationalen Argumenten erfolgreich zum Desertieren aufrufen konnte. Und – darauf basierend – entstand später die „Nationale Front“ in der DDR.